Geschenkeflut
Unter einer Flut von Packerln, die sich an Größe, Schönheit und Pracht gegenseitig übertrumpfen wollen, liegt hilflos verschüttet, vergessen, das Herz. Obwohl das Herz immer da ist – das ganze Jahr über, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde.
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Wie es dazu kommt? Es ist Vorweihnachtszeit. In den Auslagen und Geschäften türmen sich Weihnachtsangebote, in den Köpfen schwirren Geschenkideen. Der Fokus liegt – automatisch, unwillkürlich, unausweichlich – oftmals im Außen. Auf der Verpackung, der Menge, dem Preis, nicht zuletzt auch dem Zeitdruck. Es entsteht eine wahre Flut an Geschenken. Jedes Päckchen für sich treibt in der Masse, wird mitgerissen, türmt sich auf, will übertrumpfen. Drängeln, Schupsen, Hektik. Packerl wohlgemerkt allesamt egoistisch für sich, ohne Verbindung nach innen und untereinander.
Und mitten drin: Das Herz. Immer da, immer gleich groß, aber verschüttet. Welch Kräfte muss das Herz aufwenden, welch langen Atem beweisen, um nicht hilflos unter zu gehen. Sondern sich aus der Päckchenflut nach oben zu kämpfen und mit zu schwimmen.
Inmitten dieses Treibens, unerwartet und mutig, nützt das Herz seine schier unerschöpfliche Kraft für etwas ganz Wundervolles: Es klopft an den Päckchen an, öffnet die Verpackungen, durchdringt die Oberflächen, und beginnt mit dem Inhalt zu sprechen. Es gemahnt die Päckchen zur Besinnung, überredet sie zur Neuordnung: In den Hintergrund zu treten, sich anzustellen, das Herz in den Vordergrund zu lassen.
Und so rückt ein neues Weihnachten näher: Das Herz steht nun strahlend im Vordergrund vor dem Weihnachtsbaum. Daneben Packerln, die besonnen und erwartungsvoll warten, bis sie an der Reihe sind. Ein Päckchen nach dem anderen stellt nun das Herz der feiernden Schar vor, betrachtet liebevoll den Inhalt, umarmt es, und übergibt es mit Freude dem Beschenkten.